Risikopuffer bei Stuttgart 21 offenbar auf 68 Millionen Euro geschmolzen
Stuttgart, 23.09.2011 (BA/gm)
Noch vor Beginn der Bauarbeiten beim Bahnprojekt Stuttgart 21 ist der sogenannte Risikopuffer offenbar auf nur noch 68 Millionen Euro geschmolzen. Sollten sich die Medienberichte bewahrheiten, wonach die Deutsche Bahn mit Mehrkosten von 370 Millionen Euro rechnet, tendiert der finanzielle Spielraum für die eigentliche Bauphase gegen Null, teilte das Verkehrsministerium von Baden-Württemberg am heutigen Freitag, 23. September 2011 in Stuttgart mit.
Verkehrsminister Winfried Hermann forderte kurz vor Beginn der Sitzung des Lenkungskreises die Bahn zugleich auf, auf Rechentricks zu verzichten. Alle Träger von Stuttgart 21 bräuchten nun eine umfassende und detaillierte Information zum Stand und zur Kostenentwicklung des Projekts. „Dazu gehört auch, dass die sogenannten Nominalisierungskosten von 323 Millionen Euro nicht plötzlich dem Risikopuffer zugerechnet werden. Da sie die unausweichliche Preissteigerung beschreiben, können sie nicht als Sicherheit für unvorhergesehene Risiken wie Wassereinbrüche im Tunnelbau eingeplant werden“, betonte Hermann.
Bisher wurden von der Bahn die Kosten für den Umbau des Kopfbahnhofs in eine unterirdische Durchgangsstation und dessen Anschluss an die geplante Schnellbahntrasse nach Ulm auf 4,088 Milliarden Euro beziffert. Die vertraglich festgelegte Obergrenze liegt bei 4,526 Milliarden Euro. Reduziert sich die Differenz von 438 Millionen Euro um jetzt wohl schon feststehende Mehrkosten von 370 Millionen, blieben nur noch 68 Millionen Euro für Risiken beim Bau übrig. „Das ist für ein solches Projekt mit zahlreichen Unwägbarkeiten, unzureichendem Brandschutz und der noch nicht einmal begonnenen Planfeststellung am Flughafen ein Ritt auf der Rasierklinge“, betonte Hermann. Die Bahn müsse nun im Lenkungskreis endlich Klartext über die Kostenentwicklung reden.